this post was submitted on 28 Dec 2025
15 points (89.5% liked)

Frag Feddit

585 readers
40 users here now

founded 1 year ago
MODERATORS
 

Frage :: Warum glauben so viele Menschen das es unmöglich ist sich auf gesellschaftlicher Ebene selbst zu organisieren, obwohl sie doch Selbstorganisation so oft im eigenen Leben erleben?

Es ist doch so das heute ohne die Selbstorganisation von Menschen so gut wie nichts mehr laufen würde, egal ob nun im beruflichen oder im privaten Bereich. Warum ist es dann so schwer für Menschen sich vorzustellen das dass auch auf gesellschaftlicher Ebene funktionieren könnte?

Hashtags: #Frage #Selbstorganisation #Organisation #Mensch #Gesellschaft
Erwähnungen: @fragfeddit

top 14 comments
sorted by: hot top controversial new old
[–] JensSpahnpasta@feddit.org 12 points 1 day ago (2 children)

Das Problem ist, dass diese Selbstorganisation nicht skaliert. In einer kleinen Gruppe kann man sich zusammensetzen, jeder darf seinen Senf dazu geben und die Gruppe findet einen Konsens - oder auch nicht, was dann häufig dazu führt, dass einzelne Leute die Gruppe verlassen und eine andere gründen. Das skaliert aber nicht auf 84 Millionen Bewohner des Landes, da ist es halt undenkbar, dass alle mitreden. Und in der modernen Welt sind die Themen auch so komplex, dass ein Großteil der Menschen sie überhaupt nicht versteht. Ich habe sogar studiert und würde keine begründete Meinung zum Verlauf einer Stromtrasse oder zu irgendwelchen Brückenbauten abgeben wollen.

[–] Spatz@feddit.org 3 points 1 day ago (1 children)

Muss ich eine begründete Meinung zum Stromtrassenverlauf haben? Oder darf ich das schlicht an Fachleute abgeben?

Das macht dann eben der Energierat, der sich aus entsprechenden Fachleuten zusammensetzt. Selbstorganisation bedeutet nicht, das jeder alles können oder entscheiden muss.

[–] blackflag@anonsys.net 2 points 1 day ago (1 children)

Was würde Dich daran hindern Dich der Meinung von Fachleuten anzuschließen, weil Du ihre Expertise anerkennst?

[–] Spatz@feddit.org 1 points 1 day ago (1 children)

Dunning & Kruger. Kann ich die Fachkenntnis irgendwelcher Leute beurteilen, wenn ich selbst null Plan habe? Im zweifellsfall nicht. Schon ein Fachrat muss von Fachleuten besetzt werden. Der Witz ist: daran würde sich nichts ändern, trotzdem glauben die Leute selbstverwaltung "skaliert nicht". Die Firmen die heute Stromtrassen planen können das. Nicht der Chef und nicht die Aktionäre, sondern die Ingeneure. Und die machen das dann bitte auch in der Selbstverwaltung. Chef und Aktionäre braucht kein Mensch, Ingeneure schon.

[–] blackflag@anonsys.net 2 points 1 day ago

Naja kommt darauf an. Wenn man mit den Menschen spricht und es ihnen erklärt, bekommen selbst Laien einen guten Einblick und können einen fundierten Standpunkt erreichen. Dann kann man dezentral gemeinsam Entscheidungen treffen die auch fundiert sind. Die Frage ist dann jedoch wie man das nach oben skaliert. Dafür gibt es unterschiedliche Ansätze, persönlich bevorzuge ich Räte mit imperativen Mandaten. Aber das ist Geschmackssache.

[–] blackflag@anonsys.net 0 points 1 day ago (1 children)

Ah da ist der Knackpunkt. Die Zentralisierung. Wie kann man dem den Deiner Meinung nach begegnen?

Meiner Meinung mit dezentralen Ansätzen und Zusammenarbeit wo es nötig bzw. sinnvoll ist.

[–] Lumidaub@feddit.org 2 points 1 day ago* (last edited 1 day ago) (1 children)

Was heißt dezentral konkret? Wie entscheidest du dezentral über eine Stromtrasse?

[–] blackflag@anonsys.net 3 points 1 day ago (1 children)

Dezentral bedeutet das lokale Entscheidungen auch nur lokal getroffen werden. Über die Entscheidungsfindung mag man sich trefflich streiten, ich bevorzuge ein Konsensverfahren mit Vetorecht, Mehrheitsentscheide nur in Notfällen. Bei größeren Projekten muss man freilich zusammenarbeiten, aber auch dafür gibt es entsprechende Ansätze. Wenn die Notwendigkeit einer Stromtrasse besteht und das den Menschen auch so vermittelt wird, dann werden sie es auch akzeptieren, allerdings nicht wenn man es versucht mit viel Druck gegen den Willen der Menschen durchzusetzen.

[–] JensSpahnpasta@feddit.org 8 points 1 day ago

Aber ist das nicht genau unser NIMBY-Problem? Dass es natürlich lokal gesehen schlecht sein kann, wenn plötzlich die neuen Strommasten die Aussicht verschlechtern, es national aber total sinnvoll ist, dass wir diese Stromtrasse haben? Oder dass es natürlich doof ist, wenn die neue Hochgeschwindigkeitstrasse durch dein Gemeindegebiet gebaut wird und es noch nicht mal einen Bahnhof geben wird, es aber für zig Millionen Menschen total gut ist, dass sie schneller zwischen ihren Millionenstädten fahren können?

[–] quatschkopf43@feddit.org 5 points 1 day ago (1 children)

Je mehr Zutaten man in eine Suppe macht, umso schwieriger ist es, dass alle Zutaten gleich gut durchkommen und die Suppe trotzdem noch rund schmeckt.

[–] blackflag@anonsys.net 1 points 1 day ago

Kommt doch recht stark drauf an wie man das abstimmt und vor allen welchen Umfang es hat, sprich wie zentral oder dezentral man sich organisiert.

[–] hendrik@palaver.p3x.de 4 points 1 day ago* (last edited 1 day ago) (1 children)

Tja, denke Menschen haben beliebig komische Meinungen. Also hier in Deutschland ist es ja zum Glück so, dass wir auch viel Selbstorganisation haben. Und demokratische Strukturen. Vom popeligen Sportverein, Pfadfinderstamm oder politischer Bewegung bis hin zu größeren Ebenen, Kreis, Land, Bund... Elternbeirat... Das halbe Land fußt ja auf selbstorganisierten Strukturen. Ich denke nur das vieles heutzutage auch gleichgeschaltet ist und alle immer nur auf Bundesebene schauen oder Nachrichten aus Amerika lesen. Das ist alles schwerer zu beeinflussen aber auch nicht unmöglich. Selbstorganisierte Bewegungen verklagen ja sehr erfolgreich die Regierung, kümmern sich um Umweltschutz, Chatkontrolle... Die Leute müssten nur mal auf die Welt direkt in ihrem Umfeld schauen und sie dort besser machen. Anstatt ihre Freizeit auf Mark Zuckerbergs Plattformen zu verbringen und ihr Weltbild von dort zu beziehen. Dort wird einem sicherlich keine Selbstorganisation vorgelebt, sondern das Gegenteil. Und blinder Konsum. Ich denke das hat viel damit zu tun.

[–] blackflag@anonsys.net 2 points 1 day ago (1 children)

Eben das. Selbstorganisation ist gar nicht so komplex. Allerdings erfordert sie eben Zeit die vielen durch die Erwerbsarbeit, Freizeitaktivitäten, Social Media & Co. genommen werden. Was die Landes, Bundes, Europäische etc. Ebene betrifft, so gibt es auch hier Lösungen wie man hier mit dezentrale Entscheidungsfindung damit verbinden kann. Ist nur leider wohl alles weder mit dem Kapitalismus noch mit dem Staat wie wir ihn kennen kompatibel.

[–] hendrik@palaver.p3x.de 1 points 1 day ago

Ja mit Turbo-Kapitalismus wird's sicherlich schwer, da sind selbst-denkende Menschen ja eher hinderlich. Das will man eigentlich nicht. Mit dem deutschen Staat... Weiß nicht so recht. Also ich sehe da auch viel Gutes. Vieles von dem bereits erwähnten ist eigentlich noch in unserer Gesellschaft verankert. Unser Staat ist auch recht freundlich gegenüber so Strukturen wie Vereinen, Gewerkschaften... Ich kenne nach wie vor einige Menschen, die in ihrer Freizeit auch viel tun. Im Moment gucke ich mir ab und zu die Videos vom CCC an, die auf dem Congress auch viel vorstellen was sie so dieses Jahr so politisch erreicht haben... Manchmal frage ich mich wo die so all die Zeit und Energie dafür herbekommen. Aber sie schaffen das offensichtlich irgendwie.

Ich finde es halt regelmäßig blöd, was wir so mit Technologie anstellen. Also ich bin ein bisschen in der Open-Source Szene unterwegs. Auch im Internet gibt es viele nette Projekte und tolle Menschen, die gemeinschaftlich Dinge organisieren, programmieren und dann warten und betreiben... Aber... Der Großteil der Menschen treibt sich dort auf den Kommerz-Plattformen der Broligarchen herum. Naja und dort wird Aufmerksamkeit verkauft, Faschismus... Letztlich sind diese Plattformen im Schnitt sowieso asozial. Man sitzt da alleine davor und lässt sich berieseln. Man entfremdet von sich gegenseitig und der Realität. Das war vielleicht nicht der Ursprungsgedanke hinter Social Media und sie waren irgendwie mal für andere Sachen zu gebrauchen. Aber ich denke wir sind inzwischen ziemlich dort angekommen. Und ich denke wir sehen viel von den unmittelbaren Auswirkungen hiervon in gesellschaftlichen Problemen. Und in den politischen Problemen. Sehr prominent in den USA. Aber auch bei uns und überall. Und ich denke das betäubt auch aktiv selbstständiges Denken oder den Wunsch überhaupt was aktiv zu tun.

Naja. Wahrscheinlich sollten wir uns einfach mal durchringen uns von diesen anti-sozialen Plattformen zu lösen. Wir haben schon angefangen über Jugendliche und Social Media zu reden. Aber eigentlich wissen wir inzwischen, dass es für jede:n schädlich ist. Das wäre ja mal ein Anreiz das Geschäftsmodell zu regulieren. Weiterer Anreiz, dass das alles amerikanische Unternehmen sind, und die aktuell ein Rad ab haben. Oder demnächst, wenn es mit noch mehr KI-Inhalten geflutet wird. Also ich sehe schon aktuell einige Sachen zusammenkommen um sich nun vielleicht doch mal darum zu kümmern, von Seiten der EU oder Deutschland. Und ich denke es würde schonmal einige Probleme ausräumen, wie Menschen aktuell "verdummt" werden und abgehalten davon etwas sinnvolles zu tun.