Ich bin in den letzten 20 Jahren zusammengerechnet etwa 16 Jahre lang selbstständig gewesen und bin es immer noch. Seit Tag eins habe ich den Eindruck, dass unser System es hasst, wenn Menschen Selbstverwirklichung anstreben, anstatt automatisch in die Lohnsklaverei zu fallen. Da geht's los mit horrenden Summen an etliche Stellen, die die Hand aufhalten, bevor auch nur ein Cent verdient wurde. Hilfestellung? Fehlanzeige. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass man willkommen ist in diesem System, es fühlte sich schon immer so an, als sei es unerwünscht, was man tut.
Lustigerweise gibt's auch Hiebe von beiden Seiten. Freunde und Bekannte, die Arbeitnehmer sind, bekommen irgendwoher den Eindruck, als sei man als Selbstständiger automatisch so eine Art reicher Plantagenbesitzer, der sich eigentlich nur durch Ausbeutung finanziert. Ja, stimmt auch, wenn man Selbstausbeutung und Raubbau an der eigenen Gesundheit mitzählt. Aber das fällt natürlich wenig auf, wenn man vor Neid (auf was auch immer) blind wird und wenn doch, dann ist man natürlich gleich schadenfroh oder hat es besser gewusst.
Fazit für mich: in Deutschland ist es unmöglich, Unabhängigkeit zu erreichen, wenn man über keine finanzielle Vorgeschichte in der Familie verfügt. Man bleibt so oder so Nutzvieh, man wählt sich nur ein anderes Joch.