Ein weiteres Argument: Selbst wenn man Tricksereien und "nicht wirklich"-Nachfolgeorganisationen erwartet, bei den vielen Egos, die so eine Partei hat, ist durchaus zu erwarten, dass es nicht eine, sondern viele "ich mache es diesmal richtig"-Egoprojekte geben würde. Die Organisationsfähigkeit ist also stark reduziert.
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Ramelow kritisiert, dass Kriminalität ausschließlich vor dem Hintergrund der Herkunft der Täter diskutiert werde. Die zahlreichen Femizide würden „nicht mal ansatzweise so hart diskutiert wie eine Kriminalitätstat, wenn es ein ausländischer Geburtsort ist“.
Dirk Müller sagt daraufhin: „Demnach ist die Mehrheit, Herr Ramelow, ein bisschen blöd.“
Ich habe großen Respekt davor, dass es Ramelow schafft, an dieser Stelle nicht zu sagen, dass demnach doch zuallererst der Moderator blöd ist und nicht nur ein bisschen.
Das ist was, was bei mir öfters das Blut zum Kochen bringt - die Menschen, die alle Probleme darauf schieben, "dass die Menschen halt so dumm sind." Insbesondere, wenn man Journalist ist, und damit selbst in der Verantwortung steht, wie man den öffentlichen Diskurs formt.
Ich hab in meinem Leben viele Langzeitarbeitslosenmaßnahmen, Kliniken und Psychiatrien von innen gesehen, aber durch Freunde auch öfters mal den oberen Mittelstand hinter verschlossenen Partytüren. Also habe ich von verarmten Menschen mit Lernbehinderungen bis hin zum wohlabenderen IT-ler viel mitbekommen - und immer wieder höre ich bei liberalen, oberen Mittelständlern ein Jammern über "Dummheit", während dieselben Menschen kein hinreichendes Modell haben, zur Erklärung, warum der Diskurs so verroht und "dumm" ist. Dann wird so pop-Science über Massenpsychologie zitiert, manchmal noch direkt Unga-Bunga-Mythen über Frauen, die Beeren sammeln und dem Steinzeitmann, der das Mammutsteak grillt, "die menschliche Natur" beschworen, ohne dass das auch nur ansatzweise wissenschaftlich oder nur philosophisch unterfütter wird, und so weiter und so fort. Kompletter Schwachsinn, häufig. Nun gibt es das durchaus auch in unteren, ärmeren Schichten, ohne Zweifel - aber dort habe ich es zumindest seltener, mit so einer Hochnäsigkeit und kompletter Verneinung eigener Verantwortung erlebt.
Gleichzeitig wird dann auch schön selektiv das demokratische Prinzip und die Verfassung genommen. Bei so einer Diskussion? Ist doch wichtig, dass die Mehrheit der Gesellschaft gehört wird! (Die u.A. durch den Stil der Berichterstattung zu einer Mehrheit geformt wurde.) Aber bei Fragen von Armut und Sexismus, die auch Mehrheiten angehen? Ja, das ist ja nicht zurzeit im Fokus der allgemeinen Diskussionen. Und dann muss ja auch trotzdem manchmal auf Wirtschaftsexperten und so gehört werden, gegen die Mehrheitsmeinungen, ansonsten hat man die Diktatur der Mehrheit, das ist ja nicht im allgemeinen Interesse, nicht? Menschenwürde ist im Übrigen auch, wenn Arbeitslose nur genau so viel zum gerade so überleben bekommen, denn ansonsten wird die Würde der Verdienenden angegriffen, sie werden ja geradezu beraubt!
Und materialistische Erklärungsmodelle, historische Perspektiven usw. sind in der Postmoderne dann auch nicht mehr gern gesehen. Der Diskurs ist schwachsinnig, weil der Presse in Folge der materiellen Dynamiken Profite von Sensationsklicks wichtiger werden, als Aufklärung? Das Publikum ist selbst schuld, dass sie so dumme Nachrichten wollen, wir geben ihnen doch nur was nachgefragt wird! Dass das Bewusstsein der Menschen durch die Art von Produktion, Verteilung und allgemeiner gesagt, unserer Interaktion mit der materiellen Realität, geformt wird, das wird höchstens mal als ein "ja ja, okay, aber something something human nature!" erwähnt.
Alternativ kann man natürlich in der eigenen Deutschlandfunk-Morgeninterview-Routine verbleiben und den linken Politiker ein bisschen anpöbeln: Polit-Entertainment am Morgen, Adrenalinschub inklusive.
Traurig, und der Journalist hat wahrscheinlich auch die Selbst-Reflektionsfähigkeit von Vantablack oder so. Die, und Fähigkeit zur emotionalen Distanz, finde ich deutlich wichtiger zu thematisieren, als "Dummheit". Denn "Dumme" habe ich viele getroffen im Leben, inklusive Menschen mit Lernbehinderungen, und oft waren diese besser in ihrer Meinungsfindung, als so mancher mit hohem IQ und geringem Erfahrungsschatz plus einer Prise Arroganz.
I'm sorry, when I made this account there were basically no other instances, and now I don't want to move and lose the early adopter bragging rights
Ha, ja, volle Solidarität. Ich bin in der Position Außenpolitik auch nicht auf Parteilinie, aber für mich war ausschlaggebender, dass ich am Monatsende wegen unerwarteter Sonderkosten, Behinderung und Erwerbsminderungsrente auf Grundsicherungsniveau mal wieder weniger als nen Euro hatte. Das war für mich dann schon irgendwo entscheidender.
Da es in der Partei bei Kernthemen im Sozialen nahezu Konsens gibt, während das Thema Pazifismus durchaus von Mitgliedern in der Partei unterschiedlich gesehen wird und einzelne Mitglieder darüber diskutieren können, gehe ich tatsächlich schon davon aus.
Aber ja, du hast prinzipiell recht, für empirische Beweise bräuchte es tatsächliche Koalitionsverhandlungen, vielleicht in der nächsten Legislaturperiode.
EDIT: Mir ist gerade eingefallen - die Tatsache, dass die Linke sagt: "Wir sind dabei, wenn ihr die Schuldenbremse komplett abschafft, wir tragen es nur nicht mit, sie ausschließlich für Rüstungsbudget abzuschaffen", ist ja fast wie ein derartiger Kompromiss aus der Opposition heraus.
Ich bin zwar auch für Waffen - und insbesondere Artillerie-Munitionslieferungen - an die Ukraine, aber Russland wird regelmäßig alarmistisch als deutlich stärker dargestellt als sie sind.
Russland hatte zehntausende Panzer, LKW, Schützenpanzer, Artillerie eingelagert.
Das stimmt so nicht mehr so ganz. Seit Kriegsbeginn gibt es immer wieder OSINT-Analysen der Lagerplätze, die zeigen, dass die Vorräte stark reduziert sind, und die Einsatzfähigkeit auch nicht garantiert ist. Zudem sind es mehr und mehr ältere Modelle. Perun ist auf YT immer eine interessante Quelle was die logistische Situation angeht, ansonsten gab es auch viele Artikel in der Presse, gerade 2024. Es ist ja durchaus bezeichnend, dass das russische Militär trotz der eher schlecht-als-recht erfolgten Waffenlieferungen durch den Westen keine massiven Erfolge mehr erzielen konnte, und es jetzt ein Verschleiß- und Stellungskrieg mit langsamem Vorankommen und schon lange keinen größeren Städteeroberungen geworden ist.
Auch bei den Aufnahmen an der Front fällt auf, dass es mehr und mehr Sichtungen improvisierter, veralteter und importierter Ausrüstung gibt (z.B. die berühmt-berüchtigt gewordenen "Golfcarts" anstatt BMPs). Man müsste also annehmen, dass die Streitkräfte Russlands mit Absicht schlechtes, veraltetes Equipment in ihrem kritischen Krieg einsetzen würden, nur um uns zu täuschen (und die Lagerplätze leeren würden, in einem Täuschungsmanöver, ebenso), um die Kriegsfähigkeit Russlands hier auf dem Niveau von zehntausenden eingelagerten Fahrzeugen und Geschützen zu behalten.
Für Russland ist alles militärische billiger zu haben vom Sold bis zum Düsenjäger. Die kommen mit dem halben Budget doppelt so weit.
Das ist in den Zahlen durch Kaufkraftbereinigung schon herausgerechnet, welche die Linke öfters zitiert. Ich bin da wie gesagt auch nicht auf Parteilinie, aber rein kaufkraftbereinigt ist das Budget der EU-Nato-Staaten höher, als das Russlands. Natürlich gibt es neben der Kaufkraft noch andere Faktoren - interessant ist hier z. B. gewesen, dass zur Unterstützung der Ukraine, NATO-Länder das falsche Artilleriekaliber hatten, und dieses nicht schnell mal eben, egal mit wie viel Geld, hergestellt werden konnte.
Geld aus dem deutschen Verteidigungshaushalt für Renten von NVA Offizieren bringt null in der Verteidigungsfähigkeit.
Das stimmt - aber ebenso wie es hier Korruption und Verschwendung gibt, gibt es das auch in der russischen Armee mehr als genug, also ist auch der Vergleich zwar richtig, aber nicht so besorgniserregend, wie man vielleicht denken sollte. (Fun Fact: Die Reform dieser Dinge, insbesondere im Beschaffungsprozess, ist der Linken ein Anliegen, worauf sie pochen, anstatt einfach nur mehr Geld für das ineffiziente System zu verlangen)
Die Bundeswehr alleine hat durchaus auch noch hunderte Panzer und tausende Fahrzeuge und Geschütze, und das sind ja nur die nationalen Streitkräfte eines der europäischen Länder in der NATO.
Und zuletzt:
Dieser ständige Bezug auf Rüstungsausgaben um militärische Vergleichbarkeit zu suggerieren ist mit Absicht irreführend.
Welche Absicht wird in deinen Augen verfolgt?
Ich unterschreibe hiermit!
- 𝒲𝓍𝓃𝓏𝓍𝓃
I know that this is the argument, and I agree in principle (no inherent worth), but people tend to forget: Money laundering, buying black market goods online, supporting illegal organisations internationally and speculating on something are technically some kind of worth. That's why it still never crashed out to 0, imo.
As someone who was interested in Bitcoin at its very beginning (sometimes I wonder what kind of arsehole I would be now if I hadn't lost my wallet back then long before the stuff was worth anything) - it took quite some time from its inception to cryptobros being a cultural phenomenon everywhere on the net. So the creation itself may be a bit too early.
But I think your point is still very much valid.
That actually sounds very much like my own motivation structure, and I had a very similar story of how school went for me. Add to that phenomena like me being able to actually care for myself and rapidly improving in just everyday tasks while I was in a relationship vs. now, where I can't bring myself to get motivated to do basic self-care any more.
I'm sad this has to be mentioned to be sure, but for anyone reading this who may not know the concepts behind Fairphone: Yes, that is ordering a new battery, not having to order a new phone. Just wanting to make sure no one accidentally misunderstands, from being used to the status quo of phones being non-serviceable by the consumer.
C*U vielleicht auch bald für Rechts und "heute dies, morgen das, übermorgen was ganz anderes"